Liederkranzausflug nach Oberschwaben
Ins Oberland führte am Wochenende 23./24. September 2023 der 13. Ausflug des Liederkranzes Dagersheim, den Martin Erdemann organisiert hat. Trotz der Unglückszahl, der wenig einladenden Wettervorhersagen mit kühlen Temperaturen und Feuchtigkeit von oben und der kurzfristigen Erkrankung des Dirigenten ging aber letztlich alles reibungslos und bei strahlendem Sonnenschein über die Bühne.
Im Federseemuseum in Bad Buchau wurde man in die Pfahlbaukulturen der Jungsteinzeit und Bronzezeit entführt, sah den mit Feuerstein geschlagenen Funken in den Zunder fliegen, der aber nicht „wie Zunder“ brennt, sondern die Glut speichert, bekam das Flachsbrechen demonstriert und erfuhr, wie mühsam das Kurvenfahren ist, wenn die Achslöcher in den Rädern eckig sind.
Der angekündigte Überraschungshalt führte am Samstag nachmittag dann zu eifrigem Raten. Das Dunkel lichtete sich erst, als der Bus kurz vor dem Ziel dem Wegweiser „Durlesbach“ folgte. Durlesbach, der am wenigsten bekannte und nicht nach einem Ort, sondern nach einem Bach benannte Bahnhof aus dem Lied „Auf de schwäbsche Eisebahne“ liegt seit 1849 einsam im Schussentobel und ist längst stillgelegt, wird aber seit 1990 durch eine Skulpturengruppe mit Bäuerle, Weible, Geißbock und Kondukteur sowie einem nicht wirklich passenden Schmalspurzügle bereichert. Der bahnhistorische Ort wurde mit dem gemeinsam gesungenen Schwäbsche-Eisebahne-Lied in 10 Strophen gewürdigt.
Der Abend in Bad Schussenried diente dann der Erholung von Körper und Geist, sowohl in der Gaststätte der „Schussenrieder Brauerei Ott“ zum Beispiel bei Bierbraten vom Landschwein als auch in den komfortablen Zimmern des Hotels „Amerika“.
Am Sonntag morgen stand nach dem reichhaltigen Frühstücksbuffet der Höhepunkt des Ausflugs an, die chorgesangliche Mitgestaltung des gut besuchten Sonntagsgottesdienstes in der ehemaligen Prämonstratenserklosterkirche St. Magnus. Dirigent Hartmut Becker, halbwegs genesen, hatte die Strapaze der frühmorgendlichen Autofahrt von Böblingen nach Schussenried auf sich genommen, um seine Liederkränzler auf der Empore zu einer respektablen Leistung zu führen. Das Kirchenschiff mit seiner hervorragenden Akustik erfüllten „Kyrie eleison“ und „Lobe den Herrn, meine Seele“, beide von Hartmut Becker, „Panis angelicus“ von Christopher Tambling (1964-2015), „Dona pacem, domine“ von Manfred Bühler (*1957) und „Vater unser“ von Christian Heinrich Rinck (1770-1846).
Der Bibliothekssaal im Nordtrakt der Klostergebäude begeisterte anschließend mit spätbarocker Pracht und verblüffte mit der Fülle an Details im riesigen Deckengemälde, die von Homer und der Schönen Helena über das Urteil des Salomo bis zum fliegenden Schussenrieder Mönch Kaspar Mohr (1575-1625) alle ihre Bedeutung haben.
Auf der weitläufigen Klosterbaustelle Campus Galli bei Meßkirch wird mit damaligen Mitteln der ideale „St. Galler Klosterplan“ aus dem 9. Jahrhundert verwirklicht. Den Ausflugsteilnehmern wurden mit Herzblut die Hintergründe erläutert und der bereits erreichte Baufortschritt gezeigt, man erfuhr aber auch, wie viele sinnvolle und manche absurde Vorschriften der heutigen Zeit in das große Werk eingreifen und es auch kräftig behindern.
Mit dem Abendessen im „Landhaus Linde“ in Bergfelden – hier waren die weißen Bratwürste der Renner! – neigte sich der erlebnisreiche Ausflug seinem Ende entgegen. In Dagersheim hieß es dann Abschiednehmen von unserem Busfahrer Michael Aichele der Firma Hassler, der uns ruhig und sicher gefahren hat und sich mit seiner leutseligen Art nahtlos in die 43-köpfige Ausflugsgemeinschaft integriert hat.